IPCC (International Panel on Climate Change) hat kürzlich einen Sonderbericht über die Treibhausgasflüsse in terrestrischen Ökosystemen, Landnutzung und nachhaltiges Landmanagement in Zusammenhang mit der Anpassung an den Klimawandel und dessen Eindämmung, Wüstenbildung, Landdegradation und Ernährungssicherheit veröffentlicht. Die Ergebnisse und Empfehlungen an die politischen Entscheidungsträger entsprechen den Zielen von LIFE Peat Restore und haben das Projekt nicht nur in seiner Entschlossenheit, die Renaturierung degradierter Moore fortzusetzen, bestärkt. Auch die Vermittlung der strategischen Bedeutung der Renaturierung von Mooren zur Eindämmung des Klimawandels an die politischen Entscheidungsträger steht nach wie vor im Fokus.
Der Bericht fordert Länder, die über kohlenstoffreiche Ökosysteme wie zum Beispiel Moore verfügen auf, die Renaturierung ebensolcher Ökosysteme so schnell wie möglich in ihre Strategien zur Bekämpfung des Klimawandels aufzunehmen. Er warnt außerdem vor den Risiken, hier nicht schnell genug zu handeln. Eine weitere Verzögerung der Maßnahmen würde nicht nur zu potenziell irreversiblen Auswirkungen auf die Ökosysteme und zu höheren Kosten für Präventionsmaßnahmen führen. Langfristig wird sie die Reaktionsmöglichkeiten der Länder und ihre Wirksamkeit einschränken. Dies kann zu „erheblichen zusätzlichen Treibhausgasemissionen aus Ökosystemen führen, die die globale Erwärmung beschleunigen würden“.
Emissionen aus Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft
Der Bericht umfasst Emissionen aus terrestrischen (Öko)systemen wie Waldflächen, Anbauflächen, Grünland, Feuchtgebieten und Siedlungsflächen. Diese sind Teil des LULUCF-Sektors (Land use, Land use change and Forestry), der sowohl die Landwirtschaft als auch andere Landnutzungen (z.B. Rohstoffgewinnung, wie Torfabbau) umfasst. Die Emissionen aus diesem Sektor machten 23% der gesamten globalen anthropogenen Nettoemissionen von Treibhausgasen im Zeitraum 2007-2016 aus.
Dem Bericht zufolge fungiert dieser Sektor derzeit noch als Kohlenstoffsenke, die CO2-Bindung ist also größer als die Menge der emittierten Treibhausgase. Der Sonderbericht zeigt jedoch auch, dass aufgrund des Klimawandels die Zukunft der LULUCF-Funktion als Kohlenstoffsenke ungewiss ist. Die Verringerung der Fähigkeit des Sektors, CO2 aus der Atmosphäre zu binden ist unter anderem auf vermehrten Holzeinschlag, Bodenerosion und Beeinträchtigungen durch umweltschädliche landwirtschaftliche Praktiken zurückzuführen. Ein weiterer Faktor ist die Umwandlung von Naturland in Ackerland.
Die Auswirkungen dieser anthropogenen Aktivitäten werden durch den Klimawandel noch verstärkt. Der Bericht weist darauf hin, dass „…die Wahrscheinlichkeit, Intensität und Dauer vieler Extremereignisse durch Veränderungen der Bodenbeschaffenheit erheblich verändert werden kann“. So kann beispielsweise die Tatsache, ob sich ein Moorgebiet in einem schlechtem Zustand (z.B. entwässert) oder in einem naturnahen Zustand befindet, die Wahrscheinlichkeit, Intensität und Dauer von Extremereignissen wie Hochwasser oder Feuer erheblich beeinflussen. Diese Ergebnisse bestätigen die Bedeutung der Renaturierung der Ökosysteme für die Bekämpfung der Klimakrise und für die Verbesserung der Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft gegen extreme Ereignisse.
Optionen zur Minderung der Auswirkungen: Schutz und Renaturierung kohlenstoffreicher Ökosysteme
Die Erhaltung kohlenstoffreicher Ökosysteme wie Moore ist sofort wirksam und liefert messbare Ergebnisse; wertvoller Kohlenstoff wird gebunden. Der Schutz solcher intakten Ökosysteme sollte durch die Wiederherstellung degradierter Moore weiter ergänzt werden. Renaturierte Moore bieten eine Vielzahl von Ökosystemdienstleistungen und -funktionen, benötigen aber Zeit für deren Bereitstellung. Andere „terrestrische Optionen, die eine Kohlenstoffbindung im Boden oder in der Vegetation ermöglichen, wie z.B. Aufforstung, Wiederaufforstung, Agroforstwirtschaft, Bodenkohlenstoffmanagement auf mineralischen Böden oder Kohlenstoffspeicherung in Holzerzeugnissen, führen nicht mehr zu einer unbegrenzten Kohlenstoffbindung. Moore hingegen können den Kohlenstoff noch Jahrhunderte lang binden“. Tatsächlich, wie es im Bericht heißt, „können Investitionen in die Wiederherstellung naturnaher Lebensräume zu globalen Vorteilen führen…. Maßnahmen zur Renaturierung und Wiedernutzbarmachung von Lebensräumen verbessern die Lebensgrundlagen und bieten sowohl kurzfristige positive wirtschaftliche Einnahmen, als auch längerfristige Vorteile in Bezug auf die Anpassung an den Klimawandel und dessen Eindämmung, auf die biologische Vielfalt und verbesserte Funktionen und Dienstleistungen der Ökosysteme“.
Die Dringlichkeit der Renaturierungsmaßnahmen
Vor allem aber fordert der Sonderbericht die Regierungen auf, unverzüglich zu handeln. Verzögerte Maßnahmen können zu einem abnehmenden Potenzial für die Vielzahl der den Regierungen zur Verfügung stehenden Reaktionsoptionen führen und ihre gegenwärtige und zukünftige Wirksamkeit einschränken. Der Sonderbericht weist ferner darauf hin, dass „jetzt zu handeln Risiken und Verluste abwenden oder reduzieren und Nutzen für die Gesellschaft generieren kann“. Mit fortschreitender Zeit und zunehmendem Klimawandel nimmt das Potenzial einiger Reaktionsoptionen ab. Beispielsweise haben Böden bei höheren Temperaturen eine verringerte Fähigkeit, als Kohlenstoffsenke zu fungieren. Darüber hinaus ist zu betonen, dass „…. Verzögerungen bei der Vermeidung oder Verringerung von Landdegradation und eine Verzögerung der Wiederherstellung von Ökosystemen das Risiko langfristiger Auswirkungen birgt, einschließlich drastischer Produktivitätsrückgänge in der Landwirtschaft und auf Weideland, Degradation des Permafrostgebietes und Probleme bei der Wiedervernässung von Mooren.“
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