Durch Trockenlegung und Torfabbau degradierte Moore emittieren in erheblichem Umfang Treibhausgase, und zwar überproportional mehr im Vergleich zur Größe der Fläche, die sie einnehmen. Tatsächlich speichern Moore auf nur 3 Prozent der Landfläche rund 30 Prozent des global in Böden gespeicherten Kohlenstoffs, welcher bei Trockenlegung und Zerstörung freigesetzt wird. LIFE Peat Restore zielt darauf ab, die Treibhausgasemissionen aus degradierten Mooren zu reduzieren, indem ihre Funktionsfähigkeit bestmöglich wiederhergestellt wird, und idealerweise sogar wieder Kohlenstoff in ihren Torfen festgelegt wird. Um dies zu erreichen, müssen die Standorte wieder vernässt werden, vor allem durch den Bau von Dämmen zum Wasserrückhalt und das Verfüllen von Entwässerungsgräben.
Neben der Wiederherstellung von Moorlebensräumen verwendet das Projekt den GEST-Ansatz (Greenhouse Gas Emission Site Types), um anhand der vorhandenen Vegetation die Treibhausgasemissionen der Moorstandorte vor und nach der Restaurierung einschätzen zu können. Im Gegensatz zu Gasmessungen mit speziellen Kammer-Apparaturen – eine Methode, die auch im Projekt eingesetzt wird – berechnet der GEST-Ansatz Emissionen und das Treibhauspotenzial anhand von Vegetationskartierungsdaten – GEST-Vegetationsformen – kombiniert mit Grundwasserdaten. Eine eingehendere Beschreibung der technischen Verfahren finden Sie hier.
Experten aus allen fünf Projektländern sammelten zwei Jahre lang Daten, kartierten die GEST-Typen auf allen Standorten, auch als Referenz für den Ist-Zustand vor Beginn der Moorrestaurierungs-Maßnahmen. Um die beabsichtigten Veränderungen der Moorlebensräume zu dokumentieren wurden auch Wasserstandsmessgeräte und feste Vegetationsbeobachtungsflächen eingerichtet. Wenn möglich, wurde die Arbeit der Datenerhebung durch verfügbare historische Daten sowie durch die Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren bei der Vervollständigung von Waldinventuren ergänzt. Die Ergebnisse dieser Arbeiten können im Folgenden eingesehen werden:
GEST-Analyse-Monitoring-Bericht
Der GEST-Analyse-Monitoring-Bericht (auf Englisch) gibt einen Überblick über alle GEST-Typen, die vor Beginn der Moorrestaurierungs-Maßnahmen in den Projektgebieten identifiziert wurden. Es wird erwartet, dass sich einige der GEST-Typen durch die geplanten Wiedervernässungen verändern werden, d.h. andere Vegetationstypen durch die geänderten Standortenbedingungen entstehen werden. Darüber hinaus wurden drei neue GEST-Typen beschrieben und in einen im Mai 2019 veröffentlichten, aktualisierten GEST-Katalog (auf Englisch) aufgenommen. Diese neuen GEST-Typen wurden anhand anderer Artenzusammensetzungen und Standortbedingungen (z.B. pH-Wert, Wasserstand) von zuvor beschriebenen GEST-Typen abgegrenzt. Darüber hinaus wurden Aktualisierungen des ursprünglichen GEST-Katalogs auf der Grundlage weiterer Literatur vorgeschlagen. Zukünftig könnten die laufenden Treibhausgasmessungen an den Projektstandorten bei der weiteren Kalibrierung der GEST-Typen helfen. Unter dem vorletzten Link erfahren Sie mehr über die durchgeführten Schritte, die Kriterien für die Umwandlung der Vegetationseinheiten in GEST-Typen und die Gesamtergebnisse.
Erste „GEST/GHG Balance“-Szenarien
Die im GEST-Analyse-Monitoring-Bericht erstellte Übersicht bildet die Grundlage für die weitere Berechnung der Treibhausgasemissionen, die sich in der Ausarbeitung Erste „GEST/GHG Balance“-Szenarien (auf Englisch) widerspiegelt. Auf der Grundlage des GEST-Ansatzes wurden verschiedene Szenarien verwendet, um die Klimawirkung der Moorrestaurierungs-Maßnahmen abzuschätzen und zu bewerten und das Reduktionspotenzial der Treibhausgasemissionen zu quantifizieren. Nach den Ergebnissen der genannten Ausarbeitung wurden im Wesentlichen zwei GEST-Szenarien beschrieben: (1) ein Basisszenario (‚business as usual‘, d.h. ohne Moorvernässungen) und (2) ein Post Restoration Szenario (nach erfolgten Moorrestaurierungsmaßnahmen). Diese zwei Szenarien ermöglichen den Vergleich der Klimawirkungen zwischen der Umsetzung und der Nichtumsetzung der Maßnahmen. Lesen Sie den Bericht, um die verwendeten Formeln und Schritte zur Entwicklung der Szenarien für jeden Projektstandort genauer nachzuvollziehen.
Erste Daten zur Anwendung des GEST-Ansatzes im Ostseeraum: Vegetationskartierung von Pilotmooren
Auf der Moorvegetations-Konferenz in Minsk-Grodno, Weißrussland, die vom 26. bis 28. September 2018 stattfand, stellte das LIFE Peat Restore Team die Ergebnisse der in den baltischen Ländern identifizierten GEST-Typen vor. Ein Artikel mit dem Titel „Erste Daten zur Anwendung des GEST Ansatzes im Ostseeraum – Vegetationskartierungen von Pilotmooren in Litauen, Lettland und Estland“ (auf Englisch) wurde verfasst und im Konferenzband mit dem Titel „Moorvegetation: Aktuelle Probleme bei Klassifizierung, Kartographie, Nutzung und Erhaltung“ (auf Englisch) veröffentlicht.