Steckbrief
MOOR-RESTAURIERUNG IN LETTLAND
Größe: 248 Hektar
Schutzstatus: NATURA 2000, Nature Park, Internationally Important Bird Area, Ramsar Site
Lebensraumtypen: Kalkreiche Niedermoore (7230), Kalkreiche Sümpfe mit Cladium mariscus und Arten des Caricion davallianae (7210*), Übergangs- und Schwingrasenmoore (7140), Lebende Hochmoore (7110*).
Klima: kühl-gemäßigte Klimazone
Temperaturen: Ø Januar: -2°C, Ø Juli: 18°C
Niederschlag: 500-800 mm/Jahr
Projektflächen
Augstroze Schutzgebiet
Das Projektgebiet innerhalb des Augstroze Schutzgebiets umfasst 95 Hektar. Insgesamt vier NATURA 2000 Lebensraumtypen sind hier vorzufinden. Neben Lebenden Hochmooren und Noch renaturierungsfähigen degradierten Hochmooren sind auch Übergangs- und Schwingrasenmoore und Torfmoor-Schlenken verzeichnet. In den intakten Mooren sind Arten wie Sonnentau (Drosera sp.), Gewöhnliche Moosbeere (Oxycoccus palustris) und Torfmoos (Sphagnum sp.) zu finden. Im Augstroze Schutzgebiet sind jedoch durch die Wirkung der Drainagegräben deutliche Entwässerungseffekte in Form von veränderten Pflanzengemeinschaften erkennbar.
Lake Engure Naturpark
Ein weiteres Projektgebiet befindet sich im Lake Engure Naturpark. Dieser liegt unmittelbar an der Ostseeküste und umfasst eine Fläche von 19.795 Hektar. Der flache See ist Habitat für viele wandernde, seltene Vogelarten, wie beispielsweise der Wachtelkönig (Crex crex), die Rohrdommel (Botaurus stellaris) und die Blässgans (Anser albifrons). In den Übergangsbereichen zum salzhaltigen Meereswasser finden Stelz- und Wasservögel ihren Ruhe- und Nistplatz. Die umgrenzenden Wiesen werden von robusten Rindern und Pferden beweidet. Das Engure See Schutzgebiet beherbergt viele Orchideenarten, so sind 22 der in Lettland vorkommenden 32 Arten im Schutzgebiet zu finden.
Das Projektgebiet bildet ein etwa 1,5 Kilometer langer und 2,5-3 Kilometer breiter Küstenstreifen im Lake Engure Naturpark zwischen dem östlichen Ufer des Engure Sees und dem Rigaischen Meerbusen. Dieser Gürtel ist charakterisiert durch Kalkreiche Niedermoore, Kalkreiche Niedermoore mit Binsenschneide (Cladium mariscus) und Arten des Kalk-Kleinseggenrieds (Caricion davallianae) und Übergangs- und Schwingrasenmoore. Als Folge der Entwässerung ist jedoch eine deutliche Zunahme an Bäumen und Sträuchern zu erkennen, die die seltenen Arten des Kalk-Kleinseggenrieds verdrängen. Ein Managementplan für das Schutzgebiet wurde 2011 entwickelt.
Baltezers Moor Schutzgebiet
Der 133 Hektar große Standort im Baltezers Moor Schutzgebiet umfasst ein Moorgebiet mit circa 5000 Jahre alten Torfschichten und einem angrenzenden See. Bereits vor etwa 100 Jahren wurden hier Drainagen zur Entwässerung gegraben und Torf per Hand abgebaut.
Das Übergangs- und Schwingrasenmoor beherbergt nicht nur seltene, geschützte Orchideenarten, sondern ist auch der einzige Ort der Region Kurzeme, an dem das Dreiblütige Labkraut (Galium triflorum) vorkommt. Momentan gefährden starker Baum- und Strauchwuchs die ohnehin trockenen Flächen durch ihren zusätzlichen Wasserbedarf, so dass auch die Orchideenvorkommen rückläufig sind. Für die Jahre 2005-2015 wurde ein Managementplan ausgearbeitet, der einer Anpassung an die aktuellen Entwicklungen im Gebiet bedarf.
Charakteristika
Moore nehmen knapp 5 Prozent der Gesamtfläche Lettlands ein und beherbergen eine Vielzahl besonderer Pflanzengesellschaften und Arten, die geschützt sind, wie zum Beispiel Orchideen- und Seggenarten (5). Ihr Überleben hängt maßgeblich vom Erhalt der Lebensräume ab. Auch an Moore gebundene Vogelarten sind von der zunehmenden Nutzung der Moore gefährdet, wie zum Beispiel das Birkhuhn (Tetrao tetrix), der Goldregenpfeiffer (Pluvialis apricaria) und der Bruchwasserläufer (Tringa glareola) (4).
Moortypen
Lettland weist eine hohe Vielfalt an Moortypen auf: die besonders artenreichen, kalkreichen Niedermoore sind in den Lagunen zu finden. Hochmoore sind im ganzen Land weit verbreitet. Ihre Form ist meist aufgewölbt oder plateauartig, oft ist das Zentrum offen und die Randbereiche sind mit Gehölzen bewachsen (4).
Mikrorelief
Das Mikrorelief wird von trockenen Bulten und nasseren Schlenken oder offenen Wasserflächen bestimmt (4). In Lettland haben sich Moore über die letzten 10.000 Jahre entwickelt, die durchschnittliche Torfmächtigkeit beträgt circa sechs Meter. Übergangsmoore nehmen den geringsten Anteil der lettischen Moore ein. Diese sind jedoch am stärksten von der Entwässerung betroffen (1).
Moornutzung
Die Entwässerung der Moore begann im 17. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert wurde Torf als Brennstoff, zum Einstreu und als Material in der Landwirtschaft verwendet. Darüber hinaus wurde durch die Entwässerung zusätzlich forstliche Nutzfläche gewonnen. Die stärksten Entwässerungen fanden zwischen 1960 und 1980 statt (1). Heute ist die Trockenlegung von Mooren fast zum Erliegen gekommen. Die Grabensysteme erfüllen nur noch bedingt ihre Funktion und es sind große Anstrengungen notwendig, um diese aufrecht zu erhalten: 120.000 Kilometer Gräben und Kanäle, 950.000 Kilometer Drainagerohre und 50 Polder-Pumpsysteme müssen gewartet werden (2).
Aktuelle Nutzung
Lettland ist bekannt für seinen Torfabbau. Die maximale jährliche Abbaumenge lag in der Sowjetzeit im Jahr 1965 bei 7,2 Millionen Tonnen. Danach ging der Abbau stark zurück: 1995 waren es noch 0,6 Millionen Tonnen, seit dem pendelt der Abbau zwischen 0,6 und 1,2 Millionen Tonnen (3). Davon werden die größten Mengen nach Deutschland (261.000 Tonnen), Italien (200.200 Tonnen) und Belgien (134.900 Tonnen) exportiert (3).
Moore & Klimagase
Entwässerung
Aktuell sind 63 Prozent der Moore entwässert. Das entspricht einer Fläche 377,5 x 10³ Hektar. Der Anteil der Entwässerung variiert hier je nach Moortyp. Am stärksten betroffen sind Übergangsmoore (1).
CO2-Ausstoss durch Moornutzung
In Lettland sind Hochmoore zu 64 Prozent, Niedermoore zu 58 Prozent und Übergangsmoore sogar zu 79 Prozent entwässert. Diese hohen Entwässerungsraten führen zu einem gesamten CO2-Ausstoß von 3,6 Megatonnen im Jahr (1). Zusammen mit Wäldern, Grünland und Ackerland, die von Entwässerungen betroffen sind und den Emissionen aus dem Torfabbau werden jährlich 13,5 Megatonnen CO2 ausgestoßen. Somit fallen Moore mit einer zusätzlichen CO2 Menge von 180 Prozent der Gesamtkohlenstoffmenge Lettlands ins Gewicht (1).
Team
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Mara Pakalne
Mara Pakalne ist die Nationale Koordinatorin Lettlands und Moorexpertin. -
Gunta Sirma
Die Finanzen der lettischen ProjektpartnerInnen verwaltet Gunta Sirma. -
Krisjanis Libauers
Krisjanis Libauers koordiniert die Feldarbeit, wie zum Beispiel die Messungen der Treibhausgase. -
Liga Strazdina
Liga Strazdina ist als Moorexpertin für die Vegetations- und Habitatkartierungen zuständig. -
Roberts Silins
Der Partner Lake Engure Nature Park wird durch Roberts Silins vertreten. -
Ieva Ūbele
Vertreterin der Rucka Art Foundation
Partner & Co-Finanzierer
Die internationale Zusammenarbeit der 1919 gegründeten Universität Lettland spielt eine bedeutende Rolle. Im Rahmen des ERASMUS-Programms hat die Universität mehr als 500 Kooperationsvereinbarungen. Seit 2010 war sie bei der Umsetzung zweier LIFE Projekte beteiligt: „Raised Bogs“ (2010-2013) und „Wetlands“ (2013-2017).
Die Baufirma E Buvvadiba LTD hat bereits im Vorfeld in LIFE Projekten zur Renaturierung von Hochmooren in Lettland gearbeitet. Durch Dammbau in Drainage-Systemen leistete sie einen wertvollen Beitrag zur Wiederherstellung des natürlichen Wasserhaushaltes in sieben Projektgebieten.
Die Rucka ArtFoundation (ehemals ELM Media) wurde gegründet, um durch das Drehen von Dokumentarfilmen und die Durchführung verschiedener Fotoprojekte das Bewusstsein für ökologische und soziale Probleme zu schärfen. Der Wert der Natur und die Notwendigkeit, Ökosysteme zu schützen, wurden verschiedenen Zielgruppen vorgestellt. Die Stiftung hat sich als Partner an sieben LIFE-Projekten beteiligt.
Der Lake Engure Nature Park Fund (LENPF) wurde 1998 als Nicht-Regierungsorganisation gegründet. Seitdem hat die Organisation rund 15 Projekte zum Schutz und der Renaturierung von Lebensräumen im Naturpark durchgeführt. Die während eines früheren LIFE Projekts eingeführten Maßnahmen im Rahmen der Renaturierung von Küstenwiesen werden bis heute vom LENPF umgesetzt.
Die staatliche Agentur für regionale Entwicklung ist ein Kofinanzierer des Projekt.
Galerie
Quellen
- Barthelmes, A., Couwenberg, J., Risager, M. Tegetmeyer, C. & Joosten, H. (2015): Peatlands and Climate in a Ramsar context. A Nordic-Baltic Perspective. Copenhagen.
- Grikitis, E. (o. J.): Latvian drainage plans for 2020. State company „Agriculture Ministry Real Estate“, Head of Drainage Department. [Stand: 17.01.2017]
- Krigere, I. (2016): Peat Production in Latvia in the period 2015-2016. Latvian Peat Producers Association. 16th Baltic Peat Producers Forum, Lithuania. [Stand: 17.01.2017]
- Pakalne M. & Aleksāns O. (2015). Latvia. In: Joosten, H., Tanneberger, F. & Moen, A. (eds.), Mires and peatlands of Europe: Status, distribution, and nature conservation. Schweizerbart Science Publishers, Stuttgart.
- Pakalne, M. & Strazdiņa, L. (2013): Raised bog management for the biological diversity conservation in Latvia. Published as a part of EC LIFE+ Project “Restoration of Raised Bog Habitat in the Especially Protected Nature Areas of Latvia”, Riga.