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Steckbrief

MOOR-RESTAURIERUNG IM SUURSOO-LEIDISSOO-GEBIET

Größe: 3343 Hektar
Schutzstatus: NATURA 2000, SPA, Läänemaa-Suursoo Limited Protection Area
Lebensraumtypen: Übergangs- und Schwingrasenmoore (7140), Kalkreiche Niedermoore (7230), Lebende Hochmoore (7110*), Moorwälder (91D0*),Laubholz-Bruchwälder Fennoskandiens (9080), Westliche Taiga (9010)
Klima: kühl-gemäßigte Klimazone
Temperaturen: Ø Januar: -3°C, Ø Juli: 17°C
Niederschlag: Ø 696 mm/Jahr

Projektgebiet

Das Suursoo-Leidissoo Gebiet im Nordwesten Estlands ist als Feucht­gebiets­komplex mit zahl­reichen, mosaik­artig ange­ordneten Moor­typen Teil des euro­päischen Schutz­gebiets­systems NATURA 2000 (Habitat- und Vogel­schutz­gebiet). Alle Lebens­raum­typen sind durch ein weit ange­legtes Graben­system stark von Ent­wässerung geprägt, die Torf­bildungs­fähigkeit wird als schwie­rig einge­schätzt. Vormals offene Moore werden durch die niedrigen Wasser­stände stark von Kiefern besiedelt. Der Anteil natur­naher Berei­che im Projekt­gebiet konnte aufgrund der fehl­geschla­genen Ent­wässerung überstehen.

Massnahmen

Mit der Universität Tallinn als Ko­opera­tions­partner vor Ort sollen die rund 3340 Hektar restau­riert werden. Durch den Bau von mehr als hundert Holzdämmen soll der Wasserstand des Moores wieder angehoben und das Wasser langfristig auf dem Niveau gestaut werden. So kann sich eine moortypische Vegetation entwickeln, die Torfbildung ermöglicht.

Charakteristika

Das Klima und die Topographie Estlands begünstigten die Entwicklung von Mooren, die heute einen großen Bestandteil der Landschaft ausmachen. Die größten Moorkomplexe sind Puhatu mit 468 km², Lihula-Lavassare mit 383 km² und Sangla mit 342 km² Moorfläche (1).

Moornutzung

Die Nutzung der Moore begann im 17. Jahr­hun­dert, vor allem spiel­te Torf als Brenn­stoff eine Rolle. Mode­rate Ent­wässe­rungen, die Wasser­stands­absenkungen von circa 50 Zenti­meter umfassten, wurden zwischen 1918-1940 für die Land­wirtschaft vor­genommen. Ab dem 19. Jahr­hundert begann auch die Nutzung der Moore für die Holz­produk­tion, die durch die ver­besserten tech­nischen Mög­lich­keiten nach 1950 intensiviert wurde. Heute stellt der Torf­abbau einen wesent­lichen Wirt­schafts­faktor in Estland dar (2).

Schutz

Seit den Naturschutzbemühungen in den 1970ern befinden sich circa 60-65 Prozent der Hoch­moore in einem un­ent­wässerten Zustand (2). Die ehemals ent­wässer­ten offenen Hoch­moore ent­wickel­ten sich aufgrund der ver­ringer­ten Ent­wässe­rungs­leistung alter Gräben zu Hoch­moor­wäldern. Ein Natur­schutz­entwicklungs­plan greift die Moor­restau­ration, den Moor­schutz und Sanierung von ehe­maligen Torf­abbau­gebieten bis 2020 auf. So sollen in Schutz­gebieten 100.000 Hektar Moor­fläche bis 2020 wieder­her­gestellt sein und in ehe­maligen Torf­abbau­gebieten 20.000 Hektar in Feucht­gebiete ent­wickelt werden (2). Des Weiteren wird ein Aktions­plan für Moore vom Umwelt-Ministerium erarbeitet.

Foto: Raimo Pajula

Offenes Niedermoor mit mäßiger Entwässerung im Norden des Pro­jekt­gebietes. Junge Kiefern etablieren sich rasch auf dem vormals offenen Seggen-Niedermoor.

Foto: Raimo Pajula

Degradiertes und verbuschtes Nieder­moor mit großem Ent­wässe­rungs­einfluss im Süd­osten der Projekt­fläche. Die Drainage­wirkung der Gräben ist immer noch vorhanden.

Bild: Raimo Pajula

Die Bewaldung beginnt an den stark ent­wässer­ten Graben­ufern und schrei­tet in die Gebiete der offenen Moore fort. Zusätz­lich führt die durch die Ent­wässerung be­dingte Frei­setzung von Nähr­stoffen zur Ver­änderung der Vege­tations­zusammen­setzung: Wälder und nieder­schlags­ernährte Pflanzen ersetzen die zuvor grund­wasser­ernährte Nieder­moor-Vegetation. Die Höhe der Bäume (Moor-Birke, Gemeine Fichte und Waldkiefer) liegt meist bei circa 12-17 Metern, teilweise erreicht sie 20-25 Meter.

Luftbild: Estonian Land Board, 2014

Luftbild der zentralen Projektfläche. Die Ent­wässe­rungswir­kung der Gräben wird am starken Kiefern­aufwuchs sichtbar.

Moore & Klimagase

Entwässerung

Heute sind circa 70 Prozent der estnischen Moore direkt oder indirekt von Entwässerungen betroffen, insbesondere die Niedermoore. Rund 5000 Hektar sind durch den ehemaligen Torfabbau degradiert. Heute wird auf einer Fläche von 24.000 Hektar aktiv Torf abgebaut (2).

CO₂-bilanz durch Moornutzung


Aktuell sind ungefähr 70 Prozent der Moore von Entwässerung betroffen, darunter vor allem mit circa 84 Prozent die Niedermoore und mit 64 Prozent die Übergangsmoore. Die jährliche CO2-Emission aus estnischen Mooren beträgt ca. 7,7 Megatonnen CO2 (1 Mt = 1 Mio. t).

Dabei stammen

  • 1,5 Megatonnen aus Hochmooren,
  • 1,2 Megatonnen aus Übergangsmooren und
  • 4,8 Megatonnen aus Niedermooren (2).

Wird der CO2-Ausstoß aus degradierten Mooren je Hektar betrachtet, steht Estland mit 2,11 Tonnen hinter Indonesien auf Platz zwei der höchsten Emissionen (3).

Team

  • Mati Ilomets

    Der Ökologieexperte Mati Ilomets ist der Natio­nale Koor­dinator Est­lands. Er hat ein umfang­reiches Wissen zur Moor­kunde und ist seit Uni­versi­täts­zeiten in diesem Feld tätig.
  • Laimdota Truus

    Die Habitat- und PR-Expertin Laimdota Truus ist Öko­login mit langjähriger Er­fahrung in der Feld­arbeit. Sie ist zudem Redak­teurin eines be­kannten Orchi­deen­schutz-Magazins.
  • Kairi Sepp

    Die Feld- und Labor­assis­tentin Kairi Sepp be­schäf­tigt sich mit der Öko­logie der Moose und ist erfahren in der Vege­tations­kartierung und dem Monitoring.
  • Raimo Pajula

    Der Fernerkundungs- und Moor­experte Raimo Pajula hat lang­jährige Er­fahr­ungen mit Geo­infor­mations­systemen und ist Ex­perte auf dem Feld der Torf­substrate.
  • Anna-Helena Purre

    Als externe Assistentin unter­stützt Dok­tor­andin Anna-Helena Purre das est­nische Team mit ihren Kenn­tnissen zu den Treib­haus­gas­emissionen in Mooren.
  • Elve Lode

    Elve Lode ist Hydrologin und unterstützt das Team in Hinblick auf die Moor-Hydrologie.

Galerie

Partner & Finanzierer

Die Universität Tallinn verfügt über sechs ver­schie­dene Fakul­täten, an denen mehr als 10.000 Stu­den­ten und Studen­tinnen imma­triku­liert sind. Das Öko­logi­sche In­sti­tut ist Teil der Fakul­tät für Natur- und Gesund­heits­wissen­schaf­ten. Ein Fokus der Arbeit liegt auf der Funk­tion und dem Stoff­fluss in Feucht­gebiet-Öko­sys­temen. Die Mit­arbeiter­Innen entwickeln Forschungs­methoden und wissen­schaft­liche Grund­sätze für die Re­stau­ration dieser Ökosysteme.

Co-Finanzierer für die estnische Projektmaßnahmen ist das Environmental Investment Centre.

Quellen

  1. Paal, J. & Leibak, E. (2011): Estonian Mires: Inventory of habitats. Publication of the project “Estonian mires inventory completion for maintaining biodiversity”. Tartu.
  2. Barthelmes, A., Couwenberg, J., Risager, M. Tegetmeyer, C. & Joosten, H. (2015): Peatlands and Climate in a Ramsar context. A Nordic-Baltic Perspective. Copenhagen.
  3. Joosten, H. (2011): The global peatland CO2 picture. In: Tanneberger, F. & Wichtmann, W. (2011): Carbon credits from peatland rewetting. Climate – biodiversity – land use. Science, policy, implementation and recommendations of a pilot project in Belarus. Stuttgart. pp. 20-30.
  4. Valk, U. (1988): Utilization of peatlands in Estonia: a historical review. Proc. 8th Int.
  5. Peat Congress, Sect. 1, Leningrad. pp. 78–82.
  1. Ilomets, M. (2015): Estonia. In: Joosten H., Tanneberger F. & Moen, A. (eds.): Mires and peatlands of Europe: Status, distribution, and nature conservation. Schweizerbart Science Publishers. Stuttgart.
  2. Kask, M. (1965) – Каск, М. (1965) Растительность болота Авасте в западной Эстонии. [Vegetation of the Avaste mire in West Estonia] Tartu: Akademiya Nauk Estonskoy SSR.
  3. Pikk, J. (1997): Metsaparanduse tulemused turvasmuldadel. [Results of forest drainage on peat soils] Akadeemilise Metsaseltsi Toimetised, IX. S. 12-16.
  4. Ratt, A. (1985): Mõnda maaviljeluse arengust Eestis läbi aegade. [About the development of land cultivation in Estonia over centuries] Tallinn: Valgus.