Steckbrief
MOOR-RESTAURIERUNG IM BIESENTHALER BECKEN
Größe: 15,5 Hektar
Schutzstatus: Naturschutzgebiet und FFH-Gebiet
Lebensraumtypen: Birken-/ Moorwälder (91D0*)
Klima: Gemäßigte Klimazone
Temperaturen: Ø Januar: -1° C, Ø Juli: 18° C
Niederschlag: Ø 789 mm/Jahr
Moore & Klima
Moorflächen
In Deutschland finden sich hohe Flächenanteile an Mooren vor allem im Norden und Südosten. Es überwiegen Niedermoore, aber auch Hochmoore sind vor allem im Alpenvorland und im Nordwesten anzutreffen, die heute in Schutzgebieten gesichert sind.
CO₂-bilanz durch Moornutzung
In Deutschland werden pro Jahr circa 45 Megatonnen CO2-Äquivalente von Mooren ausgestossen. Das entspricht circa 5,4 Prozent der gesamten deutschen durch den Menschen hervorgerufenen Treibhausgas-Emissionen (5), womit Deutschland zu einem der weltweit größten CO2 Emittenten gehört (3). Dies ist auch bei der Betrachtung der CO2 Emissionen je Hektar degradierten Moores zu erkennen. Deutschland liegt hier mit 0,90 Tonnen auf Platz 11 hinter Litauen (4).
Torfnutzung
Die Torfe der mitteleuropäischen Moore wurden schon in der Bronzezeit als Brennstoff genutzt. Mit der Holzverknappung im 18. Jahrhundert begann die intensive Nutzung der Torfe in Deutschland, wobei sich der Abbau vor allem auf den Norden des Landes konzentrierte. Das organische Material wurde frühzeitig auch als Streu oder in der Landwirtschaft zur Bodenverbesserung die Torfe verwendet.
Um die feuchten bis nassen Standorte besser nutzen zu können, wurden Ende des 19. Jahrhunderts Grabensysteme und Faschinendränen zur Entwässerung gebaut.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden alle zur Verfügung stehenden Flächen in Nutzung genommen, was Grünland- und Ackernutzungen auf Mooren bedeutete. Die umfangreichsten Entwässerungsmaßnahmen und somit größte Degradierung der Moore fanden in der 1960er Jahren statt (Hydromelioration), wodurch große Mengen Nährstoffe und klimawirksame Gase freigesetzt wurden (6).
Aktueller Zustand der Moore
Heute sind etwa 95 Prozent der Moore in Deutschland zerstört (1). Sie wurden vor allem für die Landwirtschaft (~ 86 Prozent) und Forstwirtschaft auf Mooren (~ 10 Prozent) entwässert. Eine weitere Nutzung der Torfe durch deren Abbau findet selbst heute noch in Hochmooren statt.
Team
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Letícia Jurema
Letícia Jurema verfügt über langjährige Erfahrung in der Koordination von Projekten für internationale Umweltorganisationen. Darüber hinaus war sie im juristischen Bereich und als umweltpolitische Beraterin tätig. Sie ist für die internationale Koordination, die Öffentlichkeitsarbeit sowie die politischen Aspekte des Projekts verantwortlich. -
Jonathan Etzold
Jonathan Etzold hat Landschaftsökologie und Naturschutz in Greifswald studiert und konnte in den letzten 15 Jahren reichhaltige Erfahrungen im Ressourcen- und Biodiversitätsschutz v.a. in Ländern der ehemaligen Sowjetunion sammeln. Er ist für die nationale Koordination und Analysen wissenschaftlicher Projektinhalte zuständig. -
Andreas Herrmann
Andreas Herrmann ist Diplom-Geoökologe und hat bereits mehrere Jahre im Bereich Moorböden und -hydrologie an der Humboldt-Universität zu Berlin gearbeitet. Dort hat er sich besonders auf das Gebiet der Treibhausgasdynamik spezialisiert. Im Projekt ist er der verantwortliche Experte für Treibhausgasmessungen und deren Analysen.
Galerie
Partner & Finanzierer
In diesem Projekt ist der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) Träger und somit als Koordinator für den gesamten Projektablauf verantwortlich. Als deutscher Partner führt er die Umsetzung auf den Projektflächen im Biesenthaler Becken durch.
Der NABU ist eine der ältesten Umweltschutzorganisationen in Deutschland. Er engagiert sich seit 1899 für Mensch und Natur. Mit mehr als 620.000 Mitgliedern und Förderern ist er der mitgliederstärkste Umweltverband Deutschlands. Der NABU ist sowohl national, als auch international aktiv, wobei der Moorschutz eine bedeutende Rolle einnimmt.
In den vergangenen Jahren hat der NABU sein Engagement im Moorschutz noch einmal deutlich intensiviert. Neben den vielen langjährigen Projekten der NABU-Gruppen und Landesverbände konnte durch die Gründung des NABU Moorschutzfonds in über 12 weiteren Projektgebieten seit 2011 Revitalisierungsmaßnahmen finanziert werden.
Mithilfe des Internationalen Moorschutzfonds werden Modellprojekte und innovative Ansätze zur Restauration und zum Schutz der Moore zusammen mit PartnerInnen aus verschiedenen Ländern gefördert, wozu auch das LIFE Projekt „Peat Restore“ gehört.
Der Landkreis Barnim beteiligt sich als Co-Finanzierer an der Umsetzung des LIFE Projektes.
Quellen
- Couwenberg, J & Joosten, H. (2001): Das Beispiel Deutschland. In: Succow, M. & Joosten, H., Landschaftsökologische Moorkunde. Schweizerbart Science Publishers, Stuttgart. S. 409-411.
- FCCC – Framework Convention on Climate Change (2015): National greenhouse gas inventory data for the period 1990-2013, Paris. [Stand 19.01.2017]
- Joosten, H. (2010): The Global Peatland CO2 Picture. Peatland status and drainage related emissions in all countries of the world. Wetlands International, Greifswald.
- Joosten, H. (2011): The global peatland CO2 picture. In: Tanneberger, F. & Wichtmann, W. (2011): Carbon credits from peatland rewetting. Climate – biodiversity – land use. Science, policy, implementation and recommendations of a pilot project in Belarus. Stuttgart. pp. 20-30.
- NIR – Nationaler Emissionsbericht (2010): Berechnung der Emissionen aus der deutschen Landwirtschaft – (NIR) 2010 für 2008. [Stand: 22.01.2017].
- Succow, M. in: Succow, M. & Joosten, H. (2001): Landschaftsökologische Moorkunde. Schweizerbart Science Publishers, Stuttgart.